Sonderpreis 2025 „Kooperation“: AZuR Netzwerk - Allianz Zukunft Reifen (CGW GmbH)

Die CGW GmbH aus Willich gewinnt den Sonderpreis des diesjährigen NRW-Preises Ressourcenschonung in der Kategorie „Kooperation“ für den Aufbau der „Allianz Zukunft Reifen“ (AZuR), einer zentralen Plattform für Innovation und Vernetzung in Nordrhein-Westfalen. Ihr Ziel: die Etablierung einer überregionalen, klimafreundlichen und wirtschaftlich tragfähigen Reifen-Kreislaufwirtschaft.

AZuR-Netzwerk - Geschäftsführerin Christina Guth
Gemeinsam zirkulär wirtschaften

Sektorübergreifende Zusammenarbeit

Mit dem AZuR Netzwerk stellt sich die CGW GmbH der Herausforderung, jährlich allein in Deutschland über 500.000 Tonnen Altreifen im Wirtschaftskreislauf zu halten und nachhaltig zu verwerten. Dem Netzwerk gehören bereits über 90 Partner:innen aus zehn europäischen Staaten an, darunter auch Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus NRW. Gemeinsam tragen diese dazu bei, national und international eine klimafreundliche und wirtschaftlich tragfähige Reifen-Kreislaufwirtschaft aufzubauen und zu etablieren.

Dank des intensiven Austauschs der Netzwerkpartner:innen untereinander und des hohen Maßes an Interdisziplinarität rückt der gesamte Lebenszyklus der Reifen in den Fokus – von der Rohstoffgewinnung über Transport, Herstellung und Nutzung durch die Kund:innen bis hin zur klimagerechten Weiterverwendung und Verwertung. Damit schafft es das Netzwerk, aus einem technischen Recyclingthema eine Fragestellung zu machen, die gesamtgesellschaftlich angegangen wird.

efa NRW-Preis: AZuR - Rendering Produkt
Ein Einstieg in die Circular Economy

Lebenszyklus im Blick

Um die Nutzungsdauer der Reifen und ihrer Rohstoffe zu maximieren, setzt das Netzwerk auf die Prinzipien der Circular Economy. Reifen sollen durch Reparatur, Nachprofilierung und Runderneuerung möglichst lange auf der Straße gehalten und anschließend durch mechanische oder chemische Verwertung vollständig im Wertstoffkreislauf gehalten werden. Damit können sowohl Kosten gespart, Abfälle und CO2-Emissionen vermieden als auch Ressourcen geschont werden. 

Das AZuR-Netzwerk betrachtet Reifen als langlebige, mehrfach nutzbare und wertvolle Ressourcen, deren Lebensdauer nachhaltig verlängert wird und so europaweit zur Wertschöpfung beiträgt. Die konkreten Maßnahmen setzen entlang des gesamten Produktlebenszyklus an, da nicht nur Reifenhersteller in das Projekt eingebunden sind, sondern alle Akteur:innen, die Reifen nutzen, reparieren, runderneuern, verwerten oder entsorgen. Zusammen bauen sie ressourcenschonende Wirtschaftsprozesse auf und arbeiten an deren langfristigen Sicherung.

  • Circular Economy

    Um ressourcenschonender zu wirtschaften, müssen wir zukünftig mehr in ganzheitlichen Kreisläufen denken. Die EU-Strategie der Circular Economy nimmt genau diesen Gedanken auf, indem vom Produkt ausgehend auf den Nutzungskreislauf geschaut wird. Entdecken Sie gemeinsam mit uns die Potenziale einer Circular Economy!

    Das blau-grüne Icon der Circular Economy besteht aus einer blauen Weltkugel, auf deren rechten Seite sich zwei grüne Zahnräder befinden. Auf der linken Seite befindet sich ein grünes Blatt. Zusammen mit zwei blauen Strichen bilden sie einen Kreis um die Weltkugel.
Ökologische und ökonomische Effekte

Längere Lebensdauer, weniger Emissionen

Mithilfe der Kombination aus verlängerter Nutzungsdauer, innovativer Runderneuerung, hochwertigem Recycling und gezielter stofflicher wie chemischer Verwertung schont das Konzept des AZuR-Netzwerks Ressourcen.

Die Runderneuerung spart gegenüber der Neureifenherstellung über 60 Prozent CO2-Emissionen, zwei Drittel der Rohstoffe und rund 50 Prozent Energie. Jede Tonne Altreifen, die mechanisch verwertet (und nicht verbrannt) wird, spart rund 700 kg CO2. Flottenbetreiber können ihre Betriebskosten für die Bereifung mit dem Einsatz von Runderneuerten um bis zu 30 Prozent senken.

Das aus bundesweit rund 166.000 Tonnen Altreifen jährlich recycelte Gummimehl und Gummigranulat, wird von der Industrie für hochwertige, langlebige und pflegeleichte Produkte wie Fallschutzmatten oder Straßenbaumaterialien genutzt, deren Recyclinganteil bei bis zu 95 Prozent liegt.

Runderneuerung vs. Neureifenherstellung

  • Über 60 %

    weniger CO2-Emissionen verursacht die Runderneuerung im Vergleich zur Neureifenherstellung.

  • Zwei Drittel

    weniger Rohstoffe (v.a. Kautschuk/Gummi) werden für die Runderneuerung von Reifen benötigt.

  • Bis zu 30 %

    der Betriebskosten für die Bereifung können mit Runderneuerten auf allen Achsen gespart werden. 

Die positiven Auswirkungen des zirkulären Geschäftsmodells gehen jedoch über die ökologischen und wirtschaftlichen hinaus. Nicht nur werden toxische Stoffe substituiert, hochwertige Materialien ohne den Zusatz giftiger Lösungsmittel zurückgewonnen und der Kraftstoffverbrauch durch nachprofilierte Reifen reduziert, auch unterstützt das AZuR-Netzwerk aktiv die Bekämpfung umweltschädlicher Praktiken in Drittstaaten wie die unkontrollierte Verbrennung von Altreifen – zum Beispiel durch die Forderung eines Altreifen-Exportverbots.

Der Blick in die Zukunft

Ein Modell für gelebte Kreislaufwirtschaft

Der Wirtschaftszweig insgesamt steht vor der Herausforderung, die aktuell rückläufige Zahl runderneuerter Reifen zu steigern. Das AZuR-Netzwerk verfolgt das Ziel, die Wahrnehmung von Altreifen in der Gesellschaft zu verändern und ein Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu schaffen. 

An dieser Stelle setzt auch der „Thementisch Reifen-Recycling NRW“ an: Die Initiative des AZuR-Netzwerks dient als Plattform für den Praxisdialog mit NRW-Kommunen und die Entwicklung von kommunalen Projekten, die das zirkuläre Wirtschaften in Städten und Gemeinden fördern – zum Beispiel durch die Ausstattung kommunaler Flotten mit runderneuerten Reifen, durch den Straßenbau mit Recycling-Gummiasphalt oder durch den Einsatz von Recyclingprodukten aus Reifen-Gummigranulat im Städtebau. Mit seiner sektorübergreifenden Zusammensetzung gibt der Thementisch Anreize für analoge Plattformen des Austauschs auch außerhalb von NRW. 

Zirkularität gewinnt, weil...

… in Deutschland jährlich mehrere Millionen Reifen als runderneuerte Produkte erneut in den Verkehr gebracht werden könnten. Der Reifen-Recyclingmarkt umfasst alleine in NRW aber jährlich ca. zehn Millionen PKW- und LKW-Reifen. Um diese Mengen bewältigen zu können, braucht es eine nachhaltige Transformation in der gesamten Branche. Das AZuR-Netzwerk geht diese Herausforderung gemeinsam an, so dass alle davon profitieren; seien es Flottenbetreiber, Runderneuerer oder der ÖPNV, die Entsorgungs- und die Bauwirtschaft oder auch die Politik und Verwaltung.

Daraus ergibt sich ein hohes Einsparpotenzial, das über NRW hinausgeht: Durch die Verwertung der Reifen und den entsprechend zurückgehenden Export in Drittländer trägt das AZuR-Netzwerk dazu bei, schädliche Umwelteinflüsse durch illegale Entsorgung, Export oder thermische Verwertung weltweit zu reduzieren. Das gelingt aber nur, weil zugleich die ökonomischen und ökologischen Vorteile von runderneuerten Reifen und deren Qualität, Sicherheit und Laufleistung gewährleistet werden. 

  • NRW-Preis

    Zirkularität gewinnt: Wir suchen mit dem NRW-Preis Ressourcenschonung Ihr(e) ressourcen­schonendes Produkt, Dienstleistung oder Geschäftsmodell aus NRW!

  • Nachwuchspreis
    MehrWert NRW

    Mit dem Nachwuchspreis MehrWert NRW der Verbraucherzentrale NRW werden innovative Ideen junger Menschen prämiert, die einen Beitrag zur Verbreitung ressourcenschonender Lebensstile leisten.

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