Kategorie: Beratung Finanzierung, News  |  20. Februar 2025

Interview mit Daniela Derißen: "Ziel einer Förderung ist nicht, eine ohnehin geplante Anschaffung zu verbilligen"

Anfang Februar gab efa-Finanzierungsexpertin Daniela Derißen in einer Masterclass der GREEN.WORKS Academy der dfv Mediengruppe eine Einführung in attraktive Förderprogramme, die Methodik und Prinzipien der Förderung und die richtige Vorbereitung von Förderanträgen. Über 100 Teilnehmer:innen nutzten die Gelegenheit, ihr Wissen in der Online-Veranstaltung zu vertiefen. Im Vorfeld sprach Daniel Baumann, Chefredakteur von Green Works, mit ihr über Kriterien, Vorgehensweisen und Tipps für erfolgreiche Förderanträge.
© efa
Daniela Derißen ist Expertin für Nachhaltigkeit und Förderung bei der Effizienz-Agentur NRW.

Frau Derißen, was sind die wichtigsten Regeln, Standards, Prinzipien und Vorgehensweisen, die man verstehen muss, wenn man als Unternehmen erfolgreich Fördergelder erhalten möchte?

Unternehmen geht es darum, etwas zu "unternehmen", das heißt das Vorhaben muss zum Unternehmen passen und solide geplant sein. Wenn das Unternehmen eine neue Anlagentechnik erwirbt, wird es natürlich prüfen: Was muss die neue Maschinentechnik können, was brauchen wir, wie teuer ist die Maschine, gibt es günstigere Referenzanlagen, was kann die Maschine besser, etc.? Es wird damit die Ist- mit einer möglichen Sollsituation verglichen. Dabei schaut man sich auch die Effekte an: beispielsweise weniger Ausschuss, weniger Energieverbrauch oder auch die Kosten. Ein bestehendes Energiemanagementsystem im Unternehmen ist da hilfreich und wird auch zunehmend erwartet, um Effekte bilanzieren und bewerten zu können.

Was folgt daraus?

Das sind die Punkte, die man für eine Finanzierung, sei es Darlehen oder Zuschuss mindestens einmal braucht und mit Zahlen, Daten, Fakten belegen sollte. Ziel einer Förderung ist es nicht, eine ohnehin geplante Anschaffung zu "verbilligen". Förderung soll da helfen, wo zum Beispiel eine Anlagentechnik, die effizienter und teurer ist, sonst nicht beschafft werden könnte.

Welche Schritte muss man abarbeiten? Sind diese bei allen Förderprogrammen gleich?

Jedes Förderprogramm hat eine eigene Schwerpunktsetzung und unterscheidet sich von anderen Programmen. Zuerst daher noch einmal der Hinweis: Ich muss mein Vorhaben gut kennen und beschreiben können (Blickwinkel: Technik, Kosten, Einspareffekte) und kann dann schneller prüfen, ob es geeignete Förderprogramme gibt. Zudem spielen Beihilfevorschriften wie De-Minimis und AGVO eine Rolle, die unterschiedliche weitere Anforderungen mit sich bringen.

Wie viel Zeit muss man als Unternehmen für die einzelnen Schritte jeweils ungefähr einplanen?

Am Anfang dauert es für Unternehmen oft etwas, sich mit der "Fördersprache" und den Anforderungen der Förderprogramme vertraut zu machen. Es hilft daher, sich am Anfang von seiner Hausbank, der Wirtschaftsförderung, IHKs, Beratern oder Agenturen beraten zu lassen und sich Unterstützung zu holen.

Wer prüft, ob man alles beachtet und richtig gemacht hat?

Oft haben Förderprogramme ein Merkblatt oder eine Checkliste, aus denen sich ergibt, welche Antragsunterlagen jeweils einzureichen sind. Spätestens jedoch nach Antragstellung prüft der Projekt- oder Fördermittelgeber ob alles da ist und stellt gegebenenfalls Rückfragen – oder lehnt den Antrag ab, weil etwas fehlt oder der Antrag nicht auf den Fördergegenstand passt.

Welche Aufgaben kann man an den Förderberater delegieren, was muss man selbst machen?

Der Antragsteller muss sein Vorhaben beschreiben können, dann kann gegebenenfalls ein kostenpflichtiger Subventionsberater den Antrag schreiben. Aber als Antragsteller muss ich natürlich prüfen, ob dies mein Vorhaben wahrheitsgemäß widergibt, denn ein Antrag muss korrekt gestellt sein. Fehlangaben oder das Verschweigen von relevanten Tatsachen haben subventionserhebliche und strafbewehrte Konsequenzen.

Welche Rolle spielt die Hausbank bei der Beantragung von Fördergeldern respektive bei der Finanzierung von geförderten Klimaschutzvorhaben? Wann ist es nötig, die Bank einzubinden?

Viele Vorhaben benötigen trotz Zuschuss eine Ergänzungsfinanzierung. Daher sollte man frühzeitig das Gespräch mit seiner Hausbank suchen und sich abstimmen. Viele Förderprodukte der KFW und der Landesbanken wie zum Beispiel der NRW.BANK bieten zudem ebenfalls zinsgünstige Förderdarlehen mit und ohne Tilgungszuschuss an.

Raten Sie dazu, einen Berater aufzusuchen? Oder gelingt es Unternehmen auch, selbst Fördergelder erfolgreich zu beantragen?

Unternehmen können sicherlich einen Förderantrag auch selbst stellen. Da die meisten Förderprogramme auch eine Telefonberatung oder Informationen über die entsprechenden Websites anbieten, sollte man sich erstmal als Unternehmen ein Bild machen und prüfen, ob man einen Antrag selbst stellen kann. Sollte dies nicht leistbar erscheinen, gibt es kostenpflichtige Fördermittelberater oder kostenfrei Angebote wie die Effizienz-Agentur NRW, die unterstützen können.

Ein Artikel von Daniel Baumann. Der Artikel ist bei Green Works erschienen. Das Original finden Sie HIER.

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