Kategorie: CIRCO-Hub, Circular Economy, Circular Design, News  |  21. Januar 2025

Circular Economy in der Logistik – Neue Marktmöglichkeiten durch Kreislaufführung: Die fünf wichtigsten Gründe

Die lineare Wirtschaft stößt immer mehr an ihre Grenzen. Die Circular Economy (CE) eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, ihr Wachstum nachhaltig vom Ressourcenverbrauch zu lösen, indem Produkte und Materialien weiter- und wiederverwendet werden. Dabei spielt die Logistik eine Schlüsselrolle in der erfolgreichen Transformation. Die CE bietet der Branche vielfältige Chancen. Fünf Gründe sprechen dafür, als Logistiker jetzt in zirkuläre Prozesse und Geschäftsmodelle zu investieren und sich so Wettbewerbsvorteile zu sichern.
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Die Logistikbranche spielt eine entscheidende Rolle in der Transformation zu einer zirkulären Wirtschaft.

Im März 2021 offenbarte die Havarie der Ever Given im Suezkanal eine der größten Schwachstellen globaler Wertschöpfungsnetzwerke: ihre Abhängigkeit von fragilen Lieferketten. Der Suezkanal, durch den rund 12 % des Welthandels abgewickelt werden, wurde für fast eine Woche blockiert. Dies hatte massive Auswirkungen auf den weltweiten Warenverkehr und führte zu Verzögerungen und wirtschaftlichen Verlusten in Milliardenhöhe. Das Ereignis verdeutlichte, wie verwundbar die globalisierte Schifffahrtsindustrie und ihre Lieferketten sind – insbesondere in einer Zeit, in der die COVID-19-Pandemie bereits die Weltwirtschaft belastete.[1]

So wichtig globale Handelsketten sind, so anfällig und fragil sind sie auch in Bezug auf die Rohstoffversorgung. 

Die Lösung? Ein radikales Umdenken hin zu robusteren, regionaleren und nachhaltigeren Wertschöpfungssystemen. Genau hier kommt die Logistik bei Circular Economy ins Spiel.

Die Logistikbranche spielt eine entscheidende Rolle in der Transformation zu einer zirkulären Wirtschaft. Indem sie Ressourcen effizienter nutzt und Kreisläufe schließt, kann die Logistik ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und gleichzeitig nachhaltige Lösungen anbieten. Nachfolgend werden fünf Gründe erläutert, warum insbesondere Logistikdienstleister in diesem Bereich neue Marktmöglichkeiten erschließen und den Wandel vorantreiben sollten – sowie die Unterstützung, die die CIRCO-Methode Unternehmen dabei bieten kann.

1. Ressourcenschonung: Logistik als Rückgrat einer funktionierenden Circular Economy 

Die Circular Economy hat das Ziel, Abfall zu reduzieren und Produkte sowie Materialien bestmöglich im Nutzungskreislauf zu halten. In der Logistik bedeutet dies neben der Optimierung von Transportwegen vor allem die Implementierung von Rückführungs- und letztendlich auch Recyclingstrukturen sowie die Wiederverwendung von Produkten und Komponenten. Laut einer Studie des ifeu-Instituts werden in Deutschland erst 12 Prozent der genutzten Rohstoffe als Sekundärrohstoffe verwendet – ein enormes Potenzial für Verbesserung​en.[2]

Der Übergang zur Circular Economy wird die traditionelle lineare Wirtschaft ablösen und einen vernetzten Warenfluss schaffen. Die Logistik wird dadurch zum Dreh- und Angelpunkt künftiger Geschäftsmodelle.[3] 

2. Wirtschaftliche Potenziale in der Rückführlogistik

Die Circular Economy bietet der Logistikbranche zahlreiche wirtschaftliche Chancen. Laut Boston-Consulting-Group können bis 2030 weltweit zusätzliche wirtschaftliche Aktivitäten im Wert von bis zu 4,5 Billionen US-Dollar entstehen.[4] Neue Geschäftsmodelle, insbesondere im Bereich Rückführung, Reparatur und Wiederaufbereitung von Produkten, gewinnen an Bedeutung. Besonders der Sektor der Rückführlogistik wächst rapide und wird bis 2028 ein Marktvolumen von über 950 Milliarden Euro erreichen.[5]

3. Durch regulatorische Anforderungen zu neuen Geschäftsfeldern

Die Logistik spielt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung regulatorischer Anforderungen im Kontext der Circular Economy. Gesetzliche Regelungen wie erweiterte Herstellerverantwortung, Recyclingquoten und Vorgaben zur Kreislauffähigkeit von Produkten im Rahmen der CSRD (corporate sustainability reporting directive) oder NKWS (nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie) erfordern neue logistische Ansätze. Dies umfasst die effiziente Rückführung, Sortierung und Wiederaufbereitung von End-of-Use und End-of-Life-Produkten. Logistikdienstleister sind gefordert, nicht nur den Transport, sondern auch die strategische Koordination von Material- und Informationsflüssen zu übernehmen, um eine maximale Wertschöpfung sicherzustellen. Diese Transformation erfordert verstärkte Kooperationen mit Herstellern und Recyclingunternehmen, was Logistikdienstleistern die Möglichkeit gibt, als Schlüsselpartner für nachhaltige Geschäftsmodelle zu agieren, etwa durch Erweiterung des Serviceportfolios wie Wiederaufbereitungs- und Reparaturservices. [6]

4. Kundenanforderungen erfüllen

Die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen wächst kontinuierlich – sowohl bei Unternehmen als auch bei Endverbrauchern. Logistikdienstleister können durch umweltfreundliche Angebote wie wiederverwendbare (Um-)Verpackungen, optimierte Retourenprozesse oder erweiterte Services ihre Attraktivität erhöhen und langfristige Kundenbindungen schaffen. ​[7] Der Trend hin zu gebrauchten und recycelten Produkten verstärkt den Druck auf Unternehmen, nachhaltige Geschäftsmodelle zu integrieren. Ein Beispiel hierfür ist die Tonies GmbH aus Düsseldorf, die erfolgreich einen Sekundärmarkt für gebrauchte „Preloved“-Tonieboxen etabliert hat – ein Prozess, bei dem die Logistik eine zentrale Rolle spielt.[8] Hierbei spricht man neben den Kunden, die nachhaltigere Lösungen verlangen, vor allem auch ganz neue Kundensegmente an, die sich das Neuprodukt vorher nicht leisten wollten oder konnten.

5. Innovation durch neue Lieferkettenmodelle

Innovative Ansätze wie das Konzept der zirkulären Lieferketten bieten Lösungen, um Materialien nach der Nutzung effektiv zurückzuführen, aufzubereiten und wiederzuverwenden. Dies eröffnet Logistikunternehmen die Möglichkeit, sich als Partner für nachhaltige Lösungen zu etablieren und neue Märkte zu erschließen. Logistikunternehmen können durch innovative Konzepte wie die „Circular Supply Chains“ sowohl regulatorische Anforderungen erfüllen, wie bspw Vorghaben für den digitalen Produktpass, als auch wirtschaftliche Vorteile realisieren. Die Einführung von digitalen Lösungen – wie z. B. der dynamischen Routenoptimierung oder IoT-gestützten Tracking-Systemen –  ermöglicht es, Prozesse effizienter zu gestalten und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.[9] In der In- und Outbound-Logistik wird das schon bis ins Detail geplant. Aber wie schaut es mit der „Rebound“-Logistik aus?

Wie CIRCO  eine Orientierung geben kann

Wie Unternehmen konkret zirkuläre Design- und Geschäftsmodellstrategien anwenden können, vermittelt die CIRCO-Methode. Diese wurde im Auftrag des niederländischen Umweltministeriums basierend auf den Studien „Products that last“ und „Products that flow“ der TU Delft entwickelt. Sie kombiniert Informationsvermittlung, selbstständiges Arbeiten mit Online-Materialien und Design-Tools sowie den Austausch in der Gruppe.

Als erster CIRCO-Hub in Deutschland bietet die im Auftrag des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums tätige Effizienz-Agentur NRW (efa) diese erfolgreiche Methode in kostenfreien Workshops für Betriebe in Nordrhein-Westfalen an. Bereits über 150 Unternehmen haben daran teilgenommen.

CIRCO-Workshops bieten Unternehmen praxisnahe Unterstützung bei der Umsetzung zirkulärer Ansätze. In den Workshops, die sich 2025 speziell an Branchen wie Textil, Möbel, Kunststoff und Maschinenbau richten, entwickeln Teilnehmer konkrete Maßnahmenpläne, um Prozesse und Produkte zirkulär zu gestalten. 

Der CIRCO-Hub bietet Unternehmen kostenfreie Workshops zum Circular Design an. Die Teilnehmenden lernen in vier intensiven Workshops, wie sie – gespiegelt am eigenen Produkt - zirkuläre Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln und direkt in ihrem Betrieb umsetzen können. Die Workshops bieten nicht nur tiefgreifende Wissensvermittlung, sondern auch praxisnahe Anwendungen. 

Die Workshopreihe richtet sich besonders an Geschäftsführer, Designer, Produkt- und Verfahrensentwickler sowie Konstrukteure, die in Unternehmen tätig sind oder gemeinsam mit einem Unternehmen teilnehmen möchten. Die kostenfreie Teilnahme bietet die Möglichkeit, zukunftsfähige Strategien für nachhaltige Produkte zu entwickeln und sich dabei mit anderen Fachleuten auszutauschen.

CIRCO-Network

Unternehmen, die bereits an CIRCO-Workshops teilgenommen haben, bietet das CIRCO-Network der efa die Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Bereich Circular Design weiter zu vertiefen und praktisch anzuwenden. Auf diese Weise können Unternehmen gemeinsam lernen, ihr Fachwissen im regelmäßigen Austausch festigen, neue Impulse erhalten und die Umsetzung ihrer zirkulären Geschäftsmodelle vorantreiben.

CIRCO in der Praxis

Bereits über 150 Unternehmen in Nordrhein-Westfalen haben seit 2021 an den CIRCO-Workshops der Effizienz-Agentur NRW teilgenommen.

Die Bio-Circle Surface Technology GmbH aus Gütersloh zeigt, wie zirkuläres Wirtschaften in der Praxis aussehen kann. Das Unternehmen hat mit Hilfe der CIRCO-Methode ein neues Geschäftsmodell namens „Cleaning as a service“ entwickelt. Dabei wird die Reinigung von Wärmetauschern direkt vor Ort bei den Kundinnen und Kunden durchgeführt. Anstatt eigene Reinigungsgeräte kaufen zu müssen, können diese nun einfach für den Service gebucht werden. Der verwendete Reiniger wird von Bio-Circle anschließend wiederaufbereitet, was seine Mehrfachnutzung ermöglicht und so Ressourcen schont. Diese innovative Dienstleistung spart jährlich etwa 22 Tonnen Rohstoff und rund 12 Tonnen CO2 ein. Zusätzlich profitieren die Kundinnen und Kunden von einer längeren Lebensdauer und einer verbesserten Effizienz ihrer Wärmetauscher, was die Nachhaltigkeit weiter steigert.

Jetzt handeln für eine zirkuläre Zukunft

Die Zeit für Veränderungen ist jetzt. Logistikunternehmen, die die Chancen der Circular Economy nutzen, sichern ihre Zukunftsfähigkeit und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt. 

In 2025 wird die efa CIRCO-Workshops in der Möbel-, Textil-, Kunststoffbranche sowie für den Maschinenbau anbieten. Sie sind Teil der Branche oder diskutieren das Thema aktuell mit einem Kunden? Dann nehmen Sie an den CIRCO-Workshops teil und werden Sie Vorreiter einer zirkulären Logistik.

Ein Beitrag von Stefan Opitz

Ansprechpartner

Stefan Opitz
Stefan Opitz
Leiter CIRCO-Hub
+49 203 378 79 323
sop@efa.nrw

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